Repair Cafés Bonn Geräte länger benutzen

Wir möchten Dir hiermit einige Tipps an die Hand geben, wie Du Deine Geräte länger und nachhaltig benutzen kannst. Auch wenn wir uns natürlich freuen, Dich zu sehen, so ist doch ein funktionierendes Gerät immer noch das höchste Ziel. Spart Geld, ist nachhaltig und gut für die Umwelt. Allerdings nicht gut für die Industrie 😉 Sicher haben wir noch nicht alles hier erfasst. Wenn Du also noch Ideen hast, immer her damit!
Diese Informationen sind ohne Gewähr und auf eigene Verantwortung zu nutzen. Es wird keinesfalls empfohlen, sicherheits- oder gar lebensrelevante Systeme abzuschalten.

Intensivstation joke

Vom Stromnetz trennen

Ob Audio-, Video- oder Küchengerät. Oftmals erfolgt das Einschalten elektronisch, über einen (leichtgängigen) Taster oder Sensortaster. Echte Netzschalter sucht man zumeist vergeblich oder sie sind nicht leicht zugänglich.

  • Wenn es einen echten Netzschalter gibt, das Gerät nach Gebrauch, über Nacht, im Urlaub usw. über den Schalter vom Stromnetz trennen. Echte Netzschalter sind meist massiver (Wipp- oder Druckschalter) und schwergängiger, oft an der Rückseite oder seitlich. Schaue ggf. in der Gebrauchsanweisung nach. Achte aber darauf, was der Hersteller schreibt. Computer und computerähnliche Geräte sind ggf. vorher herunter zu fahren. OLED Fernseher führen während ihrer Auszeit eine Regeneration der OLED’s durch. Hier ist abzuwägen, ob es gut ist. Fernseher sind heutzutage eigentlich Computer 😉
  • Gerät ausstecken oder über eine Steckdosenleiste mit mechanischem Schalter ausschalten. Ideal, wenn es keinen echten Netzschalter gibt oder man mehrere Geräte auf einmal trennen möchte. Ansonsten siehe Punkt vorher. Auch die geliebte Mikrowelle sollte ausgesteckt und auf die Uhrfunktion verzichtet werden. Waschmaschinen, Spülmaschinen, Trockner usw. sind auch vom Standby Verbrauch betroffen. Du möchtest nicht am Boden rumkriechen oder Dich verrenken? Ein bisschen Gymnastik schadet nicht!
  • Funksteckdosen lieber vermeiden. Auch sie verbrauchen ständig Strom. So wie das ganze Smart Home Zeug. Meist wenig, aber es summiert sich.
  • Wenn sonst nichts geht: Sicherung raus. Vorher aber prüfen, was man damit alles abschaltet und ob dies gewollt und sinnvoll und sicher ist.
  • Wer sich unsicher ist oder mehr Ambitionen hat: Mit einem Energiemeßgerät kann man den Verbräuchen und dem Verhalten von Geräten auf die Schliche kommen.

Durch das echte trennen vom Netz spart man zum einen Energie, zum anderen leben Geräte dadurch länger. Meistens sind Schaltnetzteile verbaut. Diese verbrauchen im Standby zwar wenig Energie, aber bestimmte Bauteile (Kondensatoren) nutzen sich ab. Kondensatoren haben eine beschränkte Lebensdauer!
Weitere Informationen zu Standby Verbräuchen z.B. hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Bereitschaftsbetrieb

Batterien kontrollieren

Ausgelaufene Batterien

Batterien in Geräten sollten regelmäßig (monatlich) kontrolliert werden. Schäden durch ausgelaufene Batterien sind häufig. Die Säure greift Metalle und wenn sie weiter eintritt die Elektronik an. Eine Empfehlung für bestimmte Hersteller kann nicht gegeben werden. Bild ist nur Beispiel, aber typisch.

In Repair Cafés erleben wir das häufig. Schwer zu reinigen, aber nicht unmöglich. Für hochwertige Geräte sind Lithium Batterien zu empfehlen. Diese sind sehr teuer, können aber nicht auslaufen. Bei normalen Batterien ist dies nicht garantiert, auch wenn Hersteller das schreiben.

Gelegentlich genutzte Geräte: Batterien herausnehmen!

Teilweise können auch Akkus (NiMH) verwendet werden. Diese haben allerdings eine geringere Spannung und liefern höhere Stromstärken. Hinweise des Herstellers beachten, die teilweise allerdings falsch sind. Es bleibt einem also selbst überlassen, ob Akkus sich lohnen und ob man ggf. ein Restrisiko eingehen möchte. Für Fernbedienungen und Uhren beispielsweise lohnen sich Akkus nicht. Bei Geräten mit häufigem Batteriewechsel lohnen sie sich.

Akku Geräte richtig behandeln

Ob Heckenschere, Akkuleuchte in der Schublade oder selten genutztes Kinderspielzeug: Akkus nicht regelmäßig zu überprüfen und zu laden ist schädlich. Genauso schädlich ist es, sie ständig zu laden. Akkus haben einen begrenzten Lebenszyklus (Ladevorgänge). Doch was tun?

  • Tiefentladene Akkus sind eine häufige Fehlerursache. Ist der Akku erst einmal tiefentladen, wird die Elektronik ihn nicht mehr versuchen zu laden. Infolge ist das Gerät tot. Ladeelektronik ist oft von einer gewissen Restspannung des Akkus abhängig. Noch schlimmer: Elektronik setzt sich aus Sicherheitsgründen selbst außer Betrieb. Deswegen sollte man auch die selten genutzten Geräte regelmäßig laden, z.B. einmal im Monat. Manchmal reicht sogar ein halbes Jahr. Je nachdem wie gut das Gerät designed ist bzw. der Akku sich selbst oder das Gerät ihn entlädt. Du wirst es merken, wenn Du z.B. nach einem Monat Nichtbenutzung den Akku nachlädtst. Geht das schnell, ist alles ok, lädt es dann sehr lange, naja dann ist das Gerät wohl nicht so gut gebaut und bedarf Deiner höheren Aufmerksamkeit.
  • Obwohl heutzutage die meisten Geräte beim Laden automatisch abschalten, sollte man dennoch die Hinweise des Herstellers beachten. Manchmal soll die Ladezeit einen bestimmten Zeitraum nicht überschreiten. Manchmal steht dies auf dem Ladegerät geschrieben, in möglichst kleiner Schrift, versteht sich.
  • Geräte nicht ständig nachladen! Ob Laptop oder Akkusauger: Ein ständiges Laden ist schädlich für den Akku. Laptops/Notebooks usw. haben teilweise eine intelligente Ladeelektronik. Trotzdem sollte man sie zumindest nachts vom Stromnetz trennen. Halte Notebooks nicht über Tage hinaus im Standby (‚Energie sparen‘). Besser komplett herunterfahren. Geräte mit hohem Stromverbrauch bzw. wenn die Akkus warm sind: Vor dem Laden abkühlen lassen. Gilt z.B. für Akkusauger.
  • Akkus rausnehmen. Bei längerer Nichtbeutzung eines Geräts (z.B. Garten, Heimwerker Geräte) sollte man den Akku aus dem Gerät entfernen. Insofern es möglich ist. Dann kann das Gerät den Akku auf jeden Fall nicht entladen.
  • Akkus nicht vertauschen! Manchmal passen Akkus eines Geräts auf das Gerät eines anderen Herstellers. Das bedeutet noch lange nicht, dass sie geeignet sind und es ist zudem sehr gefährlich, wenn z.B. die Polung vertauscht ist. Leider gibt es überhaupt keine Norm für Akku Anschlüsse. Tausche keine Akkupacks zwischen unterschiedlichen Herstellern und Geräten! Akkus immer genau anschauen und sie müssen zum Gerät passen.

Korrosion vermeiden

Platine Korrosion

Korrosion entsteht durch vielfältige Einflüsse, meistens aber durch Flüssigkeiten (siehe oben, Schäden durch ausgelaufene Batteriesäure). In diesem Beispiel ist Cola ins Gerät gelangt. Dadurch wurden feine Leiterbahnen regelrecht weg geätzt. Eine Reparatur solcher Geräte ist nicht unmöglich, aber aufwändig und erfordert hohes Fachwissen.

Was tun, um Korrosion zu vermeiden?

  • Geräte nur in Bereichen betreiben, für die sie bestimmt sind. Also z.B. nicht im Außenbereich. Dazu die Anleitung lesen. Aufgedruckte Schutzarten wie IP44, IP65 usw. können zudem Hinweise geben. Wenn man sie nicht kennt, am besten selbst recherchieren. Aber Vorsicht: Geräte aus ‚Fernost‘ drucken sich Kennzeichnungen nach eigenem gusto auf. Die Lichterkette, die wasserfest sein soll, ist gar nicht so wasserfest oder spritzwassergeschützt. Oder die Materialien geben im Lauf der Zeit nach und Wasser dringt ein. Im Zweifelsfall die Geräte in einem trockenen Bereich aufstellen.
  • Trinkgefäße, Flaschen, Dosen, Getränke usw. möglichst an einem sicheren Ort aufstellen, wo man sie nicht versehentlich verschütten kann. Gilt auch für Kaffee in der Nähe von Computertastaturen 😉 Und keinesfalls auf das Gerät stellen. Kabel können sich zudem verfangen und Trinkgefäße umwerfen. Vorsicht in Badezimmern und Toiletten.
  • Regelmäßige Sichtprüfung auf Spuren von Flüssigkeiten und anderen Fremdkörpern. Bei Verdacht auch mal in die Geräte reinleuchten.
  • Batterien und Akkus, siehe oben.
  • Beschädigte Geräte nicht mehr betreiben.

Was tun, wenn Flüssigkeiten eingedrungen sind?

  • Sich selbst keiner Gefahr aussetzen (z.B. nasser Boden). Gerät nicht anfassen und sofort außer Betrieb setzen. Dazu Netzstecker ziehen, aber nur wenn dieser nicht betroffen und gefahrlos erreichbar ist. Im Zweifelsfall Sicherung raus!
  • Sofern vorhanden und möglich: Batterien und Akkus entfernen.
  • Gerät äußerlich abtrocknen/reinigen. Das Gerät so halten, dass Flüssigkeit auslaufen und nicht weiter eindringen kann. Batteriefachdeckel entfernen bzw. bestmöglich freilegen.
  • Gerät sollte geöffnet werden und möglichst bald abtrocknen. Evtl. auf die nicht zu warme Heizung oder in die Sonne legen.
  • Ggf. Werkstatt oder Repair Café aufsuchen.

Sorgsamer Umgang

  • Nicht an Kabeln ziehen, sondern immer am Stecker.
  • Keine Gewalt anwenden. Achtsam sein, in welchem Zustand sich Komponenten befinden.
  • Geräte nicht überlasten bzw. nicht im Grenzbereich betreiben. Auf Vorgaben des Herstellers achten.
  • Geräte regelmäßig warten. Zum Beispiel ölen, schmieren, Dichtungen erneuern.
  • Sauber halten / reinigen ist nachhaltig! Gelegentlich saugen / absaugen.
  • Standschäden vermeiden. Mechanik kann sich festsetzen (Nähmaschine, Bandgeräte, alles Mechanische). Gelegentlich betreiben und prüfen.
  • An sauberen, trockenen, nicht zu heißen oder kalten Orten aufstellen und betreiben. Also z.B. nicht direkt neben der Holzzsäge oder Fritteuse 😉
  • Darauf achten, das richtige Netzteil zu verwenden! Details sind auf den Netzteilen und Geräte manchmal aufgedruckt, aber kaum lesbar (Unterseite). Genau hinschauen. Am besten Netzteile beschriften, zu welchem Gerät sie gehören. Und zwar sofort, nachdem man das Gerät angeschafft hat.

Weitere Tipps findest Du beim Umwelt Bundesamt.

In Repair Cafés bist Du stets auch zur Beratung willkommen, siehe Termine.

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